Baja Sur
Richtung Süden - Wir queren die Grenze in den südlichen Teil der Baja. Landschaftlich ändert sich vorerst noch nichts und das staubige Guerrero Negro kündet sich an. Der Ort hat nur während einer Zeit im Jahr etwas zu bieten, während der Walsaison. Zu Hunderten finden sich Grauwale in der geschützten Lagune ein, um ihre Jungen zur Welt zu bringen. Leider sind wir etwas zu früh dran, die Meeressäugetiere mit ihrem Nachwuchs sind erst ab Mitte Januar zu sehen. Wir wollen es weiter südlich, wenn etwas Zeit verstrichen ist, versuchen.Erst einmal hier nutzen wir den Ort, um im Internet zu arbeiten und unsere Reisefreunde wieder zu sehen. Mit Erika und Bert essen wir köstlichen Fisch in einem einfachen Strandbeizli direkt am Meer.
Stadtbummel - Über die schmale «Mex 1» fahren wir weiter. Im Kaff San Ignacio wurden alle «Campos» am Fluss, Opfer des Wirbelsturmes. Wir finden dennoch einen Platz, dessen Lage unverändert schön ist - nur mit Annehmlichkeiten trumpft er nicht gerade auf. Eine einfache Toilette mit einem Eimer Wasser hat zu genügen. Unter Dattelpalmen am grünblauen Fluss sitzend, fühlen wir uns dennoch wie Oasenbewohner. Beim Apéro staunen wir nicht schlecht, als ein dumpfes Horn erklingt und Ilka, Günther, Claudia und Martin eintrudeln. Ein weiterer Abend, wo wir das Nachtessen beinahe vergessen, nimmt seinen Lauf.
Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege. Wir schauen uns das gemütliche Städtchen mit der kleinen Mission an und düsen über Santa Rosalia nach Mulegé. Auch diese Missionsstadt liegt am Fluss, inmitten eines Palmenhaines. Die Lage ist aber alles andere als optimal. Regelmässig steigt der Rio Mulegé bei Wirbelstürmen über das Ufer und verwüstet den Ort- auch dieses Jahr. Der Besitzer unseres Campings ist noch immer mit Aufräumen beschäftigt. Meterhoch stand das Wasser und als es abfloss der Schlamm.
Festtage am Traumstrand - Wir treffen in der «Bahia Conception» ein. Hier reihen sich weisse Strände wie Perlen aneinander und für wenig Geld darf man sich direkt an den Strand stellen. Nachdem wir uns umgeschaut haben, entscheiden wir uns für den «Playa el Coyote» und richten uns ein - für eine ganze Woche!
Das Meer ist kristallklar, eine «Palapa» bietet Schutz vor dem hartnäckigen Wind und unsere kanadischen Nachbarn sind allerliebst. Fliegende Verkäufer versorgen uns allmorgendlich mit frischem Gemüse, Früchten und Gebäck. Und auch ein Lastminute-Weihnachtsgeschenk liesse sich noch auftreiben, den Souvenirhändlern sei Dank.
Morgens entscheiden wir uns, ob wir lesen, baden oder doch lieber faulenzen wollen, abends, ob wir das Bier lieber in der «Palapa» oder mit Blick aufs Meer trinken sollen. Unsere Welt wird klein. Zum ersten Mal, seit wir unterwegs sind, haben wir das Gefühl Ferien zu machen.
Am 24. Dezember fahren wir zurück nach Mulegé und nutzen das schnelle Internet um mit unseren Lieben zu skypen, einen Blick Christbaum und Fondue Chinoise zu nehmen. Wir wünschen uns für einmal in die Kälte.
Zurück am Kojoten-Strand haben eifrige, kleine Helfer unzählige Papiertüten mit Kerzen aufgestellt. Sie erhellen die Bucht und es sieht zauberhaft aus. Und als ein mit bunten Lichterketten geschmücktes Fischerboot die schwarze Nacht mit Weihnachtsmusik erhellen lässt, kommt beinahe so etwas wie Weihnachtsstimmung auf.
Am nächsten Tag lässt sich neben den fischenden Pelikanen auch ein Walhai ausmachen, zwar nur für Sekunden, aber doch ein richtiges Weihnachtsgeschenk. Nachmittags sind wir zu einem «Potlach» eingeladen. Jeder steuert etwas zum Buffet bei und der Tisch biegt sich bald unter all den Leckereien. Mit Azure und Raul, einem weltreisendes Paar mit dem Motorrad, (www.MyTicketToRide.com), tauschen wir nach dem Essen Reisegeschichten und die besten Routen aus.
Ein Stückchen weiter - Es zieht uns weiter. Entlang der Küstenstrasse mit Ausblicken fahren wir bis nach Loreto. Hier sollen die frühesten Spuren menschlichen Lebens auf der Baja gefunden worden sein. So oder so ist die Altstadt hübsch, es gibt eine «Plaza» mit Cafés drum herum und eine weitere alte Mission. Das Auto steht sicher auf dem nahen Campingplatz und wir erkunden zu Fuss die Umgebung. Das haben wir uns schon lange gewünscht. Wir gönnen uns ein mexikanisches Nachtessen und am nächsten Tag, ein richtiges Sonntagsfrühstück. Es ist herrlich!
In Loreto sehen wir auch die fünfköpfige Familie aus Québec wieder, die wir letztmals im «Kluane Nationalpark» im Yukon, tausende Kilometer entfernt von hier, gesehen haben! Ihre einjährige Auszeit neigt sich dem Ende entgegen, auf sie warten neue Abenteuer in Frankreich. Nicht zum ersten Mal wollen sie im Ausland leben, sie wohnten auch schon in Nordafrika und zuletzt in Tahiti. Soll ich erwähnen, dass wir beeindruckt sind, von dieser süssen Vagabunden-Familie?
Grünes Wasser - Weiter Richtung Süden. Langsam, aber stetig. Wir werweisen, ob wir den Abstecher nach «Agua Verde», jenen Ort mit dem schönen Namen, machen sollen oder nicht. Kurzentschlossen ändern wir unsere Meinung und biegen von der Hauptstrasse scharf ab. Der Teer weicht schnell einer unbefestigten Holperpiste, die Ausblicke lassen Gutes erahnen. Wir brauchen für die 45 km beinahe 2,5 Stunden! Lohnende Stunden. Die Strecke und die Aussichten auf das unten liegende türkisfarbene Meer sind spektakulär - die nach langer Suche gefundene Bucht, ist hübsch. Fischer und Bauern leben hier weitgehend isoliert, Schweine spazieren, wo es ihnen passt. Eine stille Gemächlichkeit liegt über der Gegend und wir lassen uns davon einlullen.
Wie die Feste fallen - Wir machen einen grossen Rutsch. Fahren die langweilige Strecke, bis zu einem Strand bei La Paz, der Hauptstadt von Baja Sur, zügig durch. Es ist der 31. Dezember und wir haben keine Pläne für den Jahresletzten. Umso mehr freuen wir uns über eine spontane Einladung. Denn, welch Freude, Maria und Hansjörg, sowie Erika und Bert sind auch am «Playa Tecolote». Einfach auf der anderen Seite der Dünenbucht. Wenig später werden wir mit einem mehrgängigen Menü verwöhnt. Beinahe entgeht uns, dass Mitternacht ist, so beschäftigt sind wir mit plaudern und essen. Hätte niemand eine Uhr, würde nichts darauf hindeuten, dass Silvester ist. Keine einzige Rakete fliegt in den Nachthimmel, kein einziger Jubelschrei. Ausser uns, schlafen in dieser Bucht alle tief und fest. Wir jedenfalls lassen das alte Jahr Revue passieren, sind glücklich so viel Schönes, Ausserordentliches und Unvergessliches erlebt zu haben. Wir freuen uns aufs 2015!
Feliz año nuevo!
Wir bleiben noch zwei Nächte in der windigen Bucht. Strandspaziergänge, stundenlanges Lesen, das süsse Nichtstun und etwas Spanisch büffeln, füllen die Tage aus - und noch ein kulinarischer Höhenflug. Erika und Bert machen ihn möglich und laden uns eines Abends zum Fondueschmaus ein. Mmmhhh.
Tapetenwechsel in den Bergen - In El Sargento finden wir ein schönes Plätzchen ganz für uns alleine. Wir geniessen die ruhigen Stunden in der Sonne und bewundern später den riesigen Baja-Mond, der als rötliche Kugel über den Inseln vis à vis aufgeht.
Dutzende Kite-Surfer tummeln sich etwas weiter südlich von uns und nutzen die guten Windverhältnisse. Der Wind ist es dann auch, der uns unseren idyllischen Ort verlassen und weiterziehen lässt. Die paar Kilometer bis Santiago bringen wir rasch hinter uns. Agua Caliente zu finden, erweist sich als etwas schwieriger, da keine Wegweiser vorhanden sind. Nach ein paar Mal nachfragen klappt’s und wir finden die heissen Quellen mit Möglichkeit zum Übernachten. Der Platz gefällt uns sofort. Die Berge sind grün und erinnern an Regenwald. Die Gegend ist ländlich, es wird Ackerbau und Viehzucht betrieben. Ein Kontrast zu den zuvor besuchten Strandorten. Die heissen Quellen, die namensgebend sind, werden in kleine mit Algen bewachsene Becken gespiesen und wir sehen von einem Bad ab. Wir bereichern unseren Speiseplan mit ein bisschen «italianità». Frischgebackener Zopf mit Parmesan und Melone mit Rohschinken zum Lunch - Spaghetti Pesto zum Znacht. Wir essen gerne!
Die Kreative bietet ausserdem Massagen und Naturheilprodukte an. Sie, ihr Mann und ihre Freunde träumen von einer «Revolución»! Einer besseren, faireren Welt.
Reisefreunde - Nach zwei geruhsamen Tagen verlassen wir die Gegend. Unser Wassertank ist leer und wir landen halt doch in «Los Barilles». Hier waren wir vor ein paar Tagen schon einmal kurz, um einen Kaffee zu trinken. All die Amerikaner, die auf ihren Quads durch das Dorf rauschen, gefielen uns nicht so und wir zogen weiter. Wir können uns mit dem erneuten Besuch der «Deli», wo wir die europäischen Schlemmereien erstanden haben, motivieren, doch hier abzusteigen. Als wir den «Sprinter» der beiden Berner erspähen, freuen wir uns sogar richtig gehend!
Die beiden, Maria und Hans-Jörg, sollen spezielle Erwähnung finden. Wir haben sie nämlich richtig ins Herz geschlossen. Wer mit über 70 während mehr als vier Jahren durch die Welt reist, geniesst unsere Bewunderung. Wenn wir in diesem Alter nur annähernd, so jung geblieben, fit und unkompliziert sind, haben wir Grund genug mehr als zufrieden zu sein!
Schweren Herzens verabschieden wir uns nach den gemeinsamen Stunden und hoffen auf ein Wiedersehen auf dem Festland. Hasta luego!
Freicamp-Paradies - Eine unbefestigte Strasse führt der Ostseite der Baja entlang bis zum südlichsten Punkt der Halbinsel. Von anderen Reisenden haben wir gehört, dass sich hier viele schöne und einsame Plätze finden lassen.
Viele Gebiete sind eingezäumt und stehen zum Verkauf, dazwischen ist der Weg ab und zu frei und führt einsamen Traumstränden. Wir hangeln uns der Küste entlang und bleiben da, wo es uns gefällt. Mal einen, mal zwei, mal drei Tage. Über das Reisetempo sind wir uns für einmal uneinig. Dem einen geht es zu schnell (der Schreibenden), dem anderen zu langsam (dem Nichtschreibenden). Kompromisse müssen her.
Bei «Los Arbolitos», welches im «Cabo Pulmo Meeresnationalpark» liegt, stehen wir zwar «nur» auf einem Sandparkplatz, dafür werden wir tagtäglich vom netten Besitzer Carlos begrüsst. Hunde und Hühner zotteln umher und am zweiten Tag flattert das frechste der Federviecher doch tatsächlich in unsere gute Stube! Links und rechts von uns locken einsame Buchten mit kristallklarem Wasser und schnorcheln muss eine Augenweide sein. Uns ist das Meer etwas zu frisch und wir verschieben dies auf wärmere Gewässer.
Weiter südlich werden wir beim dritten Versuch einen Schlafplatz zu finden fündig. Alles passt. Zum Abendrot gibt es sogar springende Wale. Was will man mehr?!
Durch San José del Cabo bummeln wir etwas, lassen uns Fish Tacos schmecken und entdecken ein Lieblingscafé (Café Lolita). Nach ein paar Stunden fahren wir weiter. Viele, teils zerfallene, Hotelburgen künden Cabo San Lucas an, welches anscheinend fest in amerikanischer Hand ist - wir sehen von einem Besuch ab. Lieber schauen wir den Surfern bei «Km94» zu und geniessen endlich einen Sonnenuntergang auf der Baja! Dieser ist nur auf der Westseite der Insel zu sehen und bisher waren meist im «Osten» unterwegs.
Todos Santos, ein Künstlerstädtchen besitzt das berühmte, von den Eels besungene «Hotel California». Wir werfen einen Blick in die Lobby des Kleinodes. Unserer Meinung nach etwas überdekoriert, in einem sehr opulenten Stil. Nach erfrischenden Fruchtsäften verlassen wir den Aussteigerort Richtung La Paz.
Am nächsten Morgen schliessen wir uns mit Liza und Manuel, einem mexikanischen Paar zusammen und handeln einen guten Preis aus. Voller Vorfreude und mit knallgelben Schwimmwesten ausgestattet besteigen wir das Boot. Glücklich stellen wir fest, dass die Lagune grösser ist, als anfangs gedacht und die Wale Platz haben uns aus dem Weg zu gehen, wenn sie denn wollen. Lange haben wir nämlich Pro und Kontra einer solchen Tour gegen einander abgewogen.
Bald sehen wir die erste Mutter mit ihrem «Kleinen». Wir beobachten sie ein paar Minuten, wobei unser Bootsführer genügend Abstand hält und weiterfährt, wenn sich die Tiere abwenden. Wir sehen ein paar Mutter-Kind-Gruppen, bevor wir auf zwei ausgewachsene Weibchen stossen, die an uns interessiert scheinen. Sie kommen ganz nah ans Boot, drehen sich im Wasser, winken mit den Flossen. Sie sind so nah unter dem Boot, dass ihre Augen auszumachen sind und wir von ihrem «Ausatmen» nass werden! Es ist unvergesslich.
Gemütliche Strandtage zum Schluss - Von La Paz aus organisieren wir unsere Weiterreise und bereiten uns aufs Festland vor, ehe wir nochmals an den «Playa Tecolote» fahren. Hier klappt es endlich mit dem Wiedersehen mit Veronika und Michael, fast haben wir gedacht es soll nicht sein auf der Baja…
Dieses Mal ist es am langen weissen Strand beinahe windstill. Wir schwimmen im glasklaren Meer, machen Strandspaziergänge und finden immer wieder Gelegenheit für einen Margaritha. Der Gratisplatz ist gut ausgelastet und wir treffen auf viele andere Reisende. Einige davon, Erika und Bert und Ruth und Peter, haben wir an unserem ersten und unserem letzten Tag auf der Baja (und auch dazwischen immer wieder) getroffen.
Am Hafen von La Paz in Pillingue lösen wir die temporäre Einfuhrgenehmigung für unser Reisegefährt (Zora darf 10 Jahre in Mexiko bleiben) und reservieren die Tickets für die TMC Fähre. Diese Frachtfähre ist eigentlich für LKW’s gedacht, nimmt aber auch andere mit. Sie ist kostengünstiger als die «Baja Ferrys» und ein weiterer Vorteil für uns ist, dass es erlaubt ist im eigenen Auto zu schlafen. Somit fällt die Entscheidung für dieses Unternehmen schnell.
Nach einer langen Verabschiedungstour heisst es nach sechs wundervollen Wochen auf der Baja; auf ins richtige Mexiko!
Wie die Überfahrt klappt und welche Abenteuer auf dem Festland warten… ihr müsst euch noch ein klitzekleinbisschen gedulden.
Rene Mehmann
2015-01-27 09:57:17
Guete morge Ich habe mich sehr über die tollen Fotos und den spannenden Bericht gefreut. Es ist schön zu lessen, dass ihr die 6 Wochen in der Baja California genossen habt und Feriengefühle aufgekommen sind. Die Fotos sind spektakulär. Faszinierend auch die Begegnungen mit Land, Leuten und Walen. Dass auf der Baja Schokolade erzeugt wird wusste ich ebenso wenig wie vieles anderes. Danke für den schönen Bericht. Geniesst die Zeit. Mit Freude habe ich Eure stahlenden Gesichter gesehen! Viel Vergnügen und gute Reise! Rene Mehmann/Papi
2015-01-28 18:58:52
Hol Papa,
du warst aber schnell:) es war noch nicht einmal alles ganz fertig... Danke für deine lieben Wünsche. Wir schicken ganz viel Sonnenschein in die verschneite Schweiz!
Besos
2015-02-01 13:03:56
Hallo ihr 2! Supper all diese Fotos! Da könnte man gerade neidisch werden! -) und möchte auch dabei sein!!! Ja da ist die Welt noch anders! geniesst es!
Bei uns schneits mal wieder aber es ist nicht genug kalt dass er lange bleibt. Mir gehts gut, meine Hüfte macht Fortschritt und in so einer Woche werde ich wieder arbeiten gehen.
übrigens ich habe meine NEUE Homepage aufgeschaltet. Es ist noch nicht so viel drin aber es kommt noch.
ganz liebe Grüsse Paps, Olga und Nikita
Irene
2015-02-02 13:40:57
Hol ihr Zwei! Ach so schön, euer Bericht wieder. Man merkt, dass ihrs jetzt ruhiger nehmen könnt und nicht mehr soviel Fahrstress habt...so sollte es ja auch sein-)
Eine Begegnung mit Walen oder Delfinen muss ja wirklich etwas vom Schönsten sein....und auch die vielen schönen Sonnenuntergänge sind einfach erhabend.
Die Tacos sehen sehr gluschtig aus mit der Guacamole...mmmhhhh....haben grad eine Sendung gesehen über Tüftler,Erfinder..da hat ein junges Team eine Tortilla-Maschine(wie Brotmaschine)
erfunden. Ist doch schade,wenn auch dieses Handwerk verloren geht.
Ich wünsche euch weiterhin viele tolle Begegnungen, Freude und Wetterglück!
Irene/Mami
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